Frauen in SaaS: Arielle von Donut
By Natália Mrázová
| 10. Mai 2022 |
Andere - Frauen in SaaS
By N. Mrázová Natália Mrázová
| 10 Mai 2022 |
Andere - Frauen in SaaS
    By N. Mrázová Natália Mrázová
    | 10 Mai 2022
    Andere - Frauen in SaaS

    Frauen in SaaS: Arielle von Donut

    Illustration ArielleShipper Donut

    In der Tech-Welt durchzustarten ist keine leichte Aufgabe. Der Sprung aus der hierarchischen Welt des Publishings in das chaotische Land der Startups bringt einen endlosen Strom an Überraschungen und Herausforderungen mit sich, den diese Frau mit Souveränität gemeistert hat.

    Als Donut’s Head of Customer Operations hat Arielle ihren Weg in die Leitung des Unternehmens durch Mut, Anpassungsfähigkeit und Exzellenz verdient. Heute teilt sie uns mit, was sie über die Jahre gelernt hat und erinnert uns daran, dass Bescheidenheit nicht das Gegenteil von Selbstbewusstsein ist.

    Könnten Sie sich bitte vorstellen und uns von Ihrer Position und dem Unternehmen erzählen, für das Sie arbeiten?

    Hi CloudTalk! Vielen Dank, dass Sie das Mikrofon mit Frauen in der Tech-Industrie teilen. Ich bin Arielle Shipper, Head of Customer Operations bei Donut. Ich war die erste Mitarbeiterin und bin dem Unternehmen vor dreieinhalb Jahren beigetreten. Ich durfte also schon viele verschiedene Titel annehmen. Seit ich bei Donut arbeite, habe ich schon alles getan von Produktsprints und Pressepräsentationen bis zu Kundensupport.

    blog bild frauen in saas

    Was hat Sie dazu inspiriert oder geleitet, sich in die Welt von SaaS/Tech-Startups zu begeben?

    Ich begann meine Karriere in (Print-)Publikation und nach einigen Jahren sehnte ich mich nach einem schnelllebigeren Umfeld, das mit den Änderungen auf dem Markt und der wachsenden Technologie mithalten konnte.

    Mein Bruder weckte mein Interesse an diesen sogenannten Startups und stellte mich einigen Menschen vor, die mir von ihren Erfahrungen erzählten. Seit ich kapiert habe, welche Möglichkeiten es in diesem Feld gab, habe ich nie wieder zurückgeblickt.

    Haben Sie Technologie studiert? Denken Sie, es ist wichtig, in diesem Bereich ausgebildet zu sein, um einen Job in einem Tech-Startup zu bekommen?

    Ich habe einen Abschluss in den guten alten Geisteswissenschaften und meine einzige Ausbildung in Technologie stammt von einer Form von Teilzeit-Schulungskursen für Erwachsene, die ich als Teil meines Post-Grads in Front-End-Webentwicklung und Datenanalytik machte.

    Während ich in der Schule vielleicht nicht gelernt habe, wie man SQL nutzt oder was die Grundlagen eines SaaS-Unternehmens sind, kann ich dennoch sagen, dass ich eine Menge andere nützliche Fähigkeiten gelernt habe, die Bausteine für die Aneignung tech-relevanter Fertigkeiten waren: Wie man kritisch und kreativ denkt, wie man durchdachte Fragen stellt, wie man schnell lernt und wie man effektiv kommuniziert.

    Ich denke, dass eine technische Ausbildung — jeder Art, nicht nur ein vierjähriger Unikurs mit Abschluss — hilfreich sein kann, besonders für äußerst technische Rollen wie die Entwicklung von KI. Dennoch ist dies nicht der einzige Weg. Es gibt so viele talentierte und kompetente Menschen, die sich alles selbst beigebracht haben oder während der Arbeit lernten.

    Man darf auch nicht vergessen, dass Ingenieur/innen und Datenwissenschaftler/innen nicht die einzigen Rollen in Tech-Unternehmen sind. Sie sind zwar wichtig, aber die Teams, die im Kundensupport, Vertrieb, Marketing, Design, etc. arbeiten, sind genauso wichtig! Kein Unternehmen funktioniert ohne all diese Rollen!

    Wenn Sie an Ihre Reise zurückdenken und wie Sie dorthin gekommen sind, wo Sie heute sind, gibt es irgendetwas, das Sie ändern würden?

    Was für eine großartige Frage! Es ist etwas schwer zu beschreiben, aber ich denke, die Sache, die ich ändern würde, ist weniger ehrerbietig zu sein. In der Publikation herrscht eine strikte Hierarchie, die dazugeführt hat, dass sich viele ihre Spur nie verlassen trauen. Mir fiel es schwer, diese Tendenzen zu überwinden. In der Zwischenzeit gab es einige Geschäfts- oder Zielfragen, die ich nicht hinterfragt habe und Räume, in die ich meiner Annahme nach, nicht gehörte. Das hat mein Wachstum wahrscheinlich manchmal beeinträchtigt.

    Ich erinnere mich ständig selbst daran, dass Bescheidenheit nicht das Gegenteil von Selbstbewusstsein ist. Wenn ich meine Arbeit mit einem Ethos angehe, der Geduld, Hingabe und Aufgeschlossenheit enthält, habe ich das Recht, die richtigen Fragen zu stellen, Meinungen auszudrücken und Vorschläge zu machen.

    Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Selbst geben?

    Glücklicherweise musste ich mir diesen Rat nicht selbst geben. Als ich in der High School und Uni mehr davon erfuhr, wie es in der Berufswelt abläuft, gab mir mein Großvater zwei Ratschläge, an die ich immer noch denke:

    #1: Wenn man nicht fragt, erhält man nichts. In anderen Worten bedeutet das, dass man nicht warten darf, bis die Welt einem etwas schenkt; man muss darum bitten. Fragen Sie höflich, fragen Sie gescheit und bereiten Sie angemessene Gründe vor. Haben Sie aber auf keinen Fall Angst zu fragen.

    #2: Die erfolgreichsten Verhandlungen sind diejenigen, in der keine Partei vollständig zufrieden weggeht. Das heißt, dass wahrer Kompromiss erreicht wurde, und es keine „Winner-takes-all“-Situation gibt.

    Welchen Einfluss erleben Sie in Ihrer Arbeit in einer von Männern beherrschten Industrie/Umgebung?

    Ich bin froh, für Unternehmen gearbeitet zu haben, die Inklusivität aller Art wertschätzen (nicht nur Geschlecht). Aber das ist teils Glück und teils zielgerichtetes Handeln. Im Bewerbungsvorgang strebte ich Unternehmen an, die die Existenz von systematischem Sexismus und Rassismus anerkannten und daran arbeitete, gerechte Arbeitsplätze zu kreieren. Ich habe auch spezifisch nach Unternehmen mit weiblicher Führung gesucht, was ein Hinweis auf das Wachstum und die Mentoratgelegenheiten ist, die für mich als Mitarbeiterin verfügbar sind.

    foto Frauen in SaaS: Arielle von Donut 2

    Ich werde nicht lügen und sagen, dass es zu 100% immer schöne Zeiten sind; ich litt zu Zeiten an Hochstapler-Syndrom, hatte peinliche Momente und Situationen in denen ich mir einfach nur dachte: “Echt jetzt??” Dennoch habe ich versucht, diese Frustrationen in Fördermöglichkeiten und in das Öffnen von Türen für andere Frauen und unterrepräsentierte Menschen in der Tech-Industrie gesteckt — weil wir nur Veränderung sehen werden, wenn wir die Plätze am Tisch diversifizieren.

    Sind Sie auf irgendwelche Hürden gestoßen, die auf Geschlechterungleichheit beruhen?

    Mir sind auf jeden Fall sowohl Privileg als auch Herausforderungen begegnet. Ein denkwürdiger Moment: Während einem Interview sah der Befragende meinen Verlobungsring und sagte etwas wie, “Ich sehe, dass Sie jemanden zu Hause haben, der sich um Sie kümmert. Die Bezahlung sollte also kein Problem sein.”

    Das ist nicht das beste, schlechteste oder einzige Beispiel von Geschlechterungleichheit. Dennoch ist es ein Moment, der eine erhebliche Auswirkung hatte.

    Sehen Sie in Ihrem Startup einen Mangel an Frauen? Falls ja, wie denken Sie, könnte das geändert werden?

    Während die Geschlechterdiversität nur eine der Metriken ist, die uns wichtig ist, werden unsere Ingenieur- und Produktteams von Frauen geleitet, ebenso ist die Rolle Head of Customer Operations von einer Frau besetzt (ich!) – also nein! Ich möchte aber erwähnen, dass wir diese weibliche Repräsentation in der Führerschaft und im Unternehmen generell (Donut ist zu über 50% weiblich) nicht zufällig erreicht haben. Trotzdem haben wir im Bezug auf das Ausmaß der Diversität noch einen langen Weg vor uns.

    Wir haben Zeit und Mühen in inklusive Rekrutierungsmethoden gesteckt, die alle Arten der Diversität wertschätzen, nicht nur Geschlecht. Mir ist bei Donut auch trotz unserer kleinen Teamgröße eine Menge Förderung aufgefallen. Es wurde eine Mitarbeiterressourcengruppe für Frauen gegründet, die sehr hilfreich ist, wenn man Unterstützung oder Mentorat benötigt.

    foto Arielle von Donut portrait

    Was sehen Sie als Mehrwert, wenn man mehr weibliche Teammitglieder in einem Tech-Unternehmen hat?

    Der Wert der Repräsentation kann nie überbewertet werden. Er wirkt sich auf alles aus, angefangen damit, wie ein Produkt entwickelt wird, bis zu den Verhaltensweisen, die die Kultur belohnt oder bestraft. Er hat auch einen großen Einfluss auf den Karriereverlauf.

    Es ist nicht grundlos, dass es so ein großer Moment war, als die Vizepräsidentin Kamala Harris eingeschworen wurde. Vielen Millenial-Frauen wurde als Kind gesagt, dass sie tun konnten, was immer sie wollten — es auch in das weiße Haus zu schaffen — das wird jedoch erst dann zu einer wahren Möglichkeit, wenn es jemand anderes geschafft hat. Hier hört die Arbeit noch nicht auf. Aber dieser Moment der Repräsentation ist immer noch ein wichtiger Meilenstein.

    Wie können männliche Teammitglieder ihre weiblichen Kolleginnen dabei unterstützen, professionell zu wachsen? Und haben Sie Erfahrung mit diesen positiven Verhaltensweisen?

    Seien Sie Verbündete. Erkennen Sie Ihr Privileg an und nutzten Sie es, um für andere Änderungen anzuregen. Ich denke, das trifft auf alle zu, aber das ist natürlich ein wichtiger Schritt für die Schaffung einer inklusiven Umgebung für Frauen in Tech.

    Ich kann mich glücklich schätzen, einige solche Verbündeten zu haben. Ein aktuelles Beispiel: Ich habe an einem informellen Interview mit einem männlichen Leiter bei Donut und einem externen Kandidaten teilgenommen. Dieser Kandidat benahm sich sehr herablassend und machte es auf mehrere Weisen klar, dass ich seiner Meinung nach bei der Entscheidung eine irrelevante Rolle spielte. Mein Interviewpartner erkannte das sofort nach dem Anruf, zählte die Arten auf, wie er mich beleidigend und herablassend behandelte und bot an, nochmals mit dem Kandidaten zu sprechen (und ihm etwas konstruktives Feedback zu geben), sodass ich nicht nochmal mit ihm sprechen musste.

    Haben Sie Empfehlungen für Bücher/Blogs/Podcasts/inspirierende Frauen oder Organisationen?

    Ja! Es gibt eine Menge fantastische Inspiration, aber hier sind die Top drei Ressourcen, die mir gerade einfallen.

    Brené Brown ist eine Forschungsprofessorin für Scham, Verletzlichkeit und Mut. Sie hat mich dazu ermutigt, wieder in die Therapie zu gehen und war eine große Inspirationsquelle, als ich die Führungsrolle einnahm. Wenn Sie gerne lesen, sollten Sie sich The Gifts of Imperfection oder Dare to Lead ansehen. Wenn Sie sich so etwas lieber anhören, sollten Sie in ihren Podcast Unlocking Us hineinhören. Und wenn Sie Inhalte lieber ansehen, kann ich das Netflix-Special The Call to Courage empfehlen.

    Tressie McMillan Cottom ist eine Professoring und Soziologin, die ohne viel Trara über Ungleichheit, Technologie und Kultur spricht. Thick and Other Essays war ein Finalist für den National Book Award im Jahr 2019 und ist eine wunderbar geschriebene Analyse von Rasse, Geschlecht und Kapitalismus, die einem wirklich die Augen öffnet. Ihr Twitter-Konto ist ebenfalls ein Muss.

    Roxane Gay, Lindy Nash, Kara Swisher, Austin Channing Brown — alle samt fantastisch und lesenswert. Ich könnte stundenlang weiterlesen.

    In Bezug of Organisationen habe ich freiwillig für Wave gearbeitet, die Mentorat für weibliche und nicht binäre Student/innen anbieten, die in die Tech-Industrie einsteigen möchten. Ich habe in dem Programm einige nette, schlaue und ehrgeizige Leute kennengelernt und empfehle es jedem, der helfen möchte, die Tech-Welt zu diversifizieren.

    Falls Sie es verpasst haben, hier ist ein weiterer Bericht – Kelly von Coschedule

    Nachrichten illustration

    Initiative „Frauen in SaaS“

    Wussten Sie, dass nur 3% der Frauen sagen, dass eine Karriere in der Technologie ihre erste Wahl war und nur 5% der Führungsrollen in der Technologie von Frauen besetzt sind? Mit unserer neuen Initiative – Frauen in SaaS-Interviews möchten wir mehr Frauen dazu inspirieren, dem SaaS- & Technologiefeld beizutreten und Vorurteilen in der Technologie entgegenwirken.

    Alle zwei Wochen können Sie sich auf Interviews mit inspirierenden Frauen freuen, die sich für eine Karriere in SaaS entschieden haben. In unserem nächsten Artikel sprechen wir mit Anna von Leadfeeder.